Katrin, Medizinstudentin berichtet über Ihre Erfahrungen mit der NER (Natürliche “Verhütung”).
Um über meine Erfahrung mit NER zu schreiben, muss ich etwas ausholen. Wer direkt meine Erfahrung speziell als natürliche “Verhütung” lesen möchte, der lese direkt den vorletzten Absatz.
Als sechzehnjährige Jugendliche habe ich zum ersten Mal durch die Mutter einer Freundin etwas über NER gehört. Anfangs stand ich NER sehr kritisch gegenüber, kannte ich zuvor nur die Temperaturmethode, von der mir meine eigene Mutter sehr eindringlich abriet. Es ergab sich, dass ich die Methode mehr aus Trotz anwenden wollte um zu zeigen, dass mein Zyklus sich an keine Regeln hält und eben einfach nur eine lästige monatliche Blutung ist. Ich besorgte mir ein Thermometer, bekam ein Zyklusblatt und fing an zu beobachten. Mein erster Zyklus war nicht interpretierbar, selbstsicher zeigte ich ihn meiner Freundin und ihrer Mutter. Nach einem Gespräch über Messfehler, die ich gemacht hatte, versuchte ich es noch einmal. Mein zweiter beobachteter Zyklus war anders. Ich beobachtete die Temperatur jeden Tag zur gleichen Zeit, machte eine genaue Zervixschleimbeobachtung und hörte mehr auf die Signale meines eigenen Körpers. Und siehe da, er war interpretierbar. Was anfangs als Skepsis anfing, entwickelte sich über die Monate zu einer Routine und Interesse am Körper. Eine Schwangerschaft anzustreben oder zu vermeiden war für mich zu diesem Zeitpunkt noch kein Thema. Ich ließ zwar Zyklen aus, beobachtete aber immer wieder und konnte so jeden Monat neue Dinge über meinen Zyklus erfahren.
Warum NER?
“Auf den eigenen Körper zu achten und zuzuhören, ihn ernst zu nehmen und auf seine Bedürfnisse eingehen zu versuchen. “
Im Zuge meines Medizinstudiums konnte ich das Thema Weiblichkeit und Zyklus nicht nur aus Eigenerfahrung, sondern auch aus physiologischer und anatomischer Sicht betrachten. Eine standardisierte Zyklusbeobachtung ergibt nicht nur zur Vermeidung einer Schwangerschaft oder zum Kinderwunsch Sinn, sondern kann auch dem Arzt wichtige Informationen liefern. Ich beobachte neben den fruchtbaren Tagen auch meine Zykluslänge, die Blutungsdauer und Schmerzen während der Blutung. Ein weiterer spannender Aspekt des Studiums gilt den Verhütungsmethoden. Hier finde ich es wichtig zu sagen, dass ich mich nicht gegen hormonelle Verhütungsmethoden aussprechen möchte. Es ist eine sehr persönliche Entscheidung, deren Folgen wir selbst tragen müssen. Auch kann ich viele Mythen hormoneller Verhütungsmittel fachlich nicht nachvollziehen, wie beispielsweise generell erhöhte Krebsraten. Was hat mich aber dazu bewogen, die natürliche “Verhütung” zu leben? Zum einen ist es die Entscheidung, nicht auf ein Arzneimittel angewiesen sein zu wollen. Zum anderen ist es mein gewachsenes Interesse am eigenen Körper. Zu spüren, wann die fruchtbaren Tage sind und durch in meinem Fall verlängerte Zyklen zu merken, dass ich unter (zu) viel Stress stehe. Auf den eigenen Körper zu achten und zuzuhören, ihn ernst zu nehmen und auf seine Bedürfnisse eingehen zu versuchen. Wahrscheinlich hast du diesen Artikel aber nicht aufgerufen, um meine Lebensgeschichte zu lesen… Möchtest du auch NER lernen, schau mal bei meiner Freundin vorbei: Coaching-Angebote
Meine natürliche “Verhütung”
Über die Jahre hat sich NER für mich persönlich als sehr nützlich erwiesen. Ich befinde mich in einer langjährigen Partnerschaft und beobachte meine Zyklen regelmäßig. Derzeit besteht bei uns kein Kinderwunsch. Vorteile der Methode sind für mich die sicher unfruchtbaren Tage, bei denen zu 100% kein Kind entstehen kann. Auch wenn ich einmal vergesse, die Temperatur zu messen oder die Zeichen zu beobachten, kann der Zyklus dennoch ausgewertet werden. Ich habe keine laufenden Kosten und brauche keine regelmäßigen Arztbesuche. Kosten sind für mich ab und an ein neues Thermometer und das Papier, auf dem meine Zyklen dokumentiert werden. Meine Libido bleibt unbeeinflusst und ich erfahre keine unerwünschten Arzneimittelwirkungen wie z.B. Gewichtszunahme, vermindertes Lustempfinden oder schlimmstenfalls eine Thrombose und die NER kann durch Erbrechen oder Durchfall nicht an Wirksamkeit verlieren.
“Ich habe Zeit, Geduld und auch Routine gebraucht, um NER zuverlässig als Methode anwenden zu können.”
Mein Fazit zur natürlichen “Verhütung”, insbesondere die NER ist also: Ich habe Zeit, Geduld und auch Routine gebraucht, um NER zuverlässig anwenden zu können. Ich bin dankbar, durch Zufall von der Methode erfahren zu haben und profitiere auch nach Jahren sowohl von NER als natürliche “Verhütung”, als auch als Methode, meinen Körper besser kennenzulernen. Für mich lohnt sich NER sehr. Empfängnisregelung ist eine sehr individuelle Angelegenheit und wichtig ist es, die Wahl der Methode zu haben, die dem eigenen Körper am besten tut.